Mit dem ICE in die Römerzeit

Lateinschüler der 8. Klasse in Trier

Ein Gruppenfoto vor der Porta Nigra, dem UNESCO-Weltkulturerbe, war absolute Pflicht für die BSGler. Durchschreitet man das über 1850 Jahre alte Römertor, gelangt man heute in die Fußgängerzone Triers.

Gäbe es eine Zeitmaschine für Lateiner, dann wäre das Ziel wohl klar: Ab in die römische Antike! Da es aber die Ingenieure dieser Welt noch nicht geschafft haben, eine solche zu konstruieren, bleibt nur, die Zeugnisse dieser Zeit mit eigenen Augen zu betrachten, indem man mit klassischen Fortbewegungsmitteln in Städte reist, die reich an römischer Geschichte sind.

Und genau das taten die Lateinschüler der 8. Klassen des Benedikt-Stattler-Gymnasiums Bad Kötzting. Sie machten sich gemeinsam mit ihren Lateinlehrern Stefanie Macharowsky und Franz Meier sowie Schulleiterin Birgit Maier auf den Weg nach Trier, um in der ältesten Stadt Deutschlands den Römern nachzuspüren. Dort wurden die Kötztinger am ersten Tag von Drachenstich-Regisseur Alexander Etzel-Ragusa vor der Porta Nigra begrüßt. Mit viel Hintergrundwissen führte der Wahl-Trierer die Jugendlichen durch die Innenstadt, erklärte den Trierer Dom und vermittelte unterhaltsam und zugleich detailreich viel Wissen zur Stadtgeschichte. Beim Besuch der Konstantinsbasilika und des Domkomplexes erkundeten die Schüler, wie die Herrschaft der Römer und der Beginn des Christentums die Stadt an der Mosel prägten. Allein die monumentale Größe der Römerbauten zeugt von der damaligen Bedeutung der Augusta Treverorum und vermittelt offenkundig, dass im 4. Jahrhundert n. Chr. die Hauptstadt des römischen Reiches nicht mehr am Tiber, sondern an der Mosel lag.

Am nächsten Tag ließ man sich dann von den vielen Exponaten im Rheinischen Landesmuseum beeindrucken, wo man ebenfalls Führungen erhielt. Ein kritischer Blick auf die Schriften Caesars über die Eroberung Galliens durfte hier nicht fehlen und anhand verschiedener Originaltexte konnten die Jugendlichen in den Ausstellungen verzerrte Wahrheiten über die vermeintlich wilden und rückständigen Gallier als römische Propaganda entlarven. Dieser Blickwinkel fehlte auch nicht bei einer Schauspiel-Führung durch die Porta Nigra, bei der Schauspieler Issac Boateng als römischer Zenturio den Dienst an der Grenze zu Germanien erfahrbar machte. Die Achtklässler waren plötzlich selbst Legionäre und durften ein wenig nachspüren, was es hieß, die Stadt gegen anstürmende Germanen zu verteidigen. Zum Abschluss allerdings fehlte auch hier nicht der kritische Blick auf die imperialistischen Großmachtansprüche der Römer.

Bei aller Begeisterung für die Antike kam auch die Moderne nicht zu kurz. In nur einer Stunde gelangte man am vorletzten Tag der Fahrt nach Luxemburg, um dort das Flair einer französischsprachigen Stadt zu erleben. Im Musée d’ Art Moderne erschlossen sich die Jugendlichen Installationen und Artefakte der zeitgenössischen Kunst mit dem Auftrag, eine eigene Collage mit den beeindruckendsten Motiven in ihrer Lieblingsfarbe zu erstellen und mit den anderen zu teilen. Überhaupt waren die jungen Reisenden gefordert, sich einige Details der Reise eigenständig zu erschließen und so selbst das eine oder andere Mal zu Reiseführern zu werden, etwa wenn das Karl-Marx-Haus oder die bekannte Judengasse zu entdecken waren.

Mit dem ICE ging es wieder entlang der Mosel und des Rheins zurück nach Bayern. Während der Zugfahrt nach Hause blickten die Schüler mit vielen positiven Emotionen auf die Studienfahrt zurück. Es war für sie nicht nur ein Erlebnis, mit den alten Römern in Kontakt zu treten, sondern auch sich in der Klassengemeinschaft eine Stadt zu erschließen. Und vielleicht helfen den Schülern die Eindrücke von Amphitheater, Basilika und der Porta Nigra, wenn ihnen das römische Imperium wieder nur in Form von lateinischen Sätzen im Schulbuch begegnet.

Das Schuljahr im Blick