Projektwochen - mentale Gesundheit
Mut statt Schweigen
Zwei Wochen lang stand am Benedikt- Stattler-Gymnasium Bad Kötzting das Thema psychische Gesundheit im Fokus. Für die Jahrgangsstufen 9 bis 13 sowie für Eltern und Lehrkräfte wurde ein umfassendes Präventionsprojekt organisiert, das eindrucksvoll zeigte: Dieses Gymnasium nimmt die seelische Gesundheit seiner Schulgemeinschaft ernst.
Externe Experten aus der Region, die sich um die psychische Gesundheit bemühen, konnten für Fachvorträge und -seminare gewonnen werden: Herr Martin Kriekhaus, Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familie, sowie Frau Kashina Fellhauer, Geschäftsführerin der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Cham (PSAG Cham) beantworteten z. B. zuvor anonym formulierte Fragen der Schüler aus der 9. bis 13. Jahrgangsstufe rund um die Psyche. Besonderen Wert legten die beiden Experten danach auf Suizidprävention und gaben den Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit auf den Weg, wie wichtig es sei, aufeinander aufzupassen, Veränderungen bei den Freunden anzusprechen und gemeinsam nach Hilfe zu suchen. Um jedem die Chance zu geben, seine eigenen Ressourcen zu entdecken, erklärten die Referenten den sogenannten „Selbstfürsorgebaum“. Exemplarisch wurde dieser gemeinsam ausgefüllt und dann individuell mit konkreten Menschen, Dingen, Situationen und Handlungen, die zur persönlichen psychischen Gesundheit beitragen können, gestaltet.
Mit Dr. Matthias Dobmeier, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Cham, kam eine Woche später ein weiterer Experte für psychische Gesundheit ans BSG. In zwei praxisnahen Vorträgen zum Thema „Resilienz – wie bleibe ich psychisch gesund?“ erhielten nachmittags die Schüler und später am Abend in vertiefter Form die vielen interessierten Eltern Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Mit verschiedenen wissenschaftlichen Studien belegte Dr. Dobmeier, welche Faktoren zu seelischer Stabilität beitragen: „Werte, Orientierung und Sinn. Menschen brauchen innere Leitplanken. Denn ohne sie kann man in unserer schnelllebigen Zeit ohne Orientierung verloren gehen.“ Zudem benötigt der Mensch als soziales Wesen Beziehungen. Dr. Dobmeier warnte die Eltern davor, Kindern zu viele Hürden aus dem Weg zu räumen. Die Frustrationstoleranz, also das Aushalten von Enttäuschungen, sei eine Grundlage für seelische Stärke. Der oft gehörte Satz „Meinen Kindern soll es besser gehen als mir“ sei gut gemeint, führe aber manchmal dazu, dass Jugendlichen wichtige Lernerfahrungen vorenthalten werden würden. Glück entstehe nicht durch Geschenk oder Zufall, sondern durch aktives Tun – „Zufriedener ist oft, wer sein Haus selbst gebaut hat.“
Mit einer Reihe leicht umsetzbarer Empfehlungen ermutigte Dr. Dobmeier die Zuhörer:
- Lerne nie aus!
- Fehler sind Chancen!
- Tu eine Sache – und nur diese!
- Beziehungen beruhen auf Gegenseitigkeit: Hilfst du mir, helf ich dir.
- Bewegung tut Körper und Psyche gut.
Eine kleine Übung legte er den Gästen besonders ans Herz: Zwei Minuten täglich an „nichts denken“ und störende Gedanken symbolisch in einen Papierkorb schieben. Nach sechs Wochen, so zeigte eine Studie, könne das Stressempfinden bereits um 10 - 15 % senken.
Rund um den Vortrag wurde zusätzlich eine Ausstellung von „irrsinnig menschlich e.V.“ über psychische Erkrankungen installiert. Außerdem präsentierte die Schulpsychologin des BSG eine selbst entworfene Plakatreihe mit konkreten Tipps gegen den Herbstblues. Ergänzend lag eine Vielzahl an Flyern zu lokalen und digitalen Hilfsangeboten aus.
Das Projekt zeigte deutlich: Psychische Gesundheit ist an diesem Gymnasium nicht nur ein Thema, sondern ein echtes Anliegen.